In welchem Jahr Inge Hergenhahn-Dinand in die Meisterklasse eintritt, ist heute nicht mehr eindeutig rekonstruierbar. In der 1997 erschienenen Publikation „Malerinnen im 20. Jahrhundert“, für die die Autorin Ingrid von der Dollen die Künstlerin interviewte, wird 1926 angegeben. Aktuellere Forschungen schätzen das Eintrittsdatum jedoch auf 1928/29.
Die gebürtige Darmstädterin Ingeborg Dinand, genannt Inge, besucht erst auf Drängen ihrer Mutter eine Hauswirtschaftsschule. Doch mit 18 Jahren, beginnt sie 1925 ihr Studium an der Frankfurter Kunstschule (im Folgenden auch „Städelschule“) in der Vorklasse bei Peter Rasmussen. Bereits 1927 kann Inge Dinand in Darmstadt ihre erste Einzelausstellung zeigen. Auch die Berliner Galerie von Paul Westheim zeigt in diesem Jahr Werke der Malerin. Ab Ende der 1920er-Jahre bis zur Auflösung der Klasse 1933 ist sie Meisterschülerin Max Beckmanns. Ein weiterer Erfolg ist, dass sie sich 1929 mit einem Werk in einer Ausstellung im Reckendorfhaus in Berlin beteiligen kann. Der Kunstkritiker Paul Westheim schreibt in „Das Kunstblatt“ über die Ausstellung, dass auch Kommilitonen aus der Beckmannklasse Werke eingereicht haben, diese aber von der Jury abgelehnt wurden.
In der Meisterklasse lernt sie auch Walter Hergenhahn kennen, den sie 1933 heiratet. 1930 und 1932 kann Hergenhahn-Dinand in der Frankfurter Galerie F. A. C. Prestel ausstellen. Nach Auflösung der Meisterklasse durch die Nationalsozialisten 1933 ziehen sich Inge und Walter Hergenhahn ins Private zurück und verbringen viel Zeit außerhalb Frankfurts auf Sylt. Beginnend im Jahr 1933 hält sie sich für ein Jahr in Paris auf. In den Jahren 1935 und 1939 werden die Söhne Michael und Kay geboren.
Zwar kommt die Ausstellungstätigkeit der Malerin in den ersten Jahren nach der Machtergreifung zum Stillstand, doch Hergenhahn-Dinand scheint spätestens ab 1936 kein Ausstellungsverbot gehabt zu haben. So kann sie sich 1936, 1940, 1941 und 1942 offiziell an Ausstellungen beteiligen. Doch die folgenden Kriegsjahre sind ein starker Einschnitt in ihr Leben, das von Ausbombung, Evakuierung und Flucht gekennzeichnet ist. Fast ihr gesamtes bis dahin entstandenes Werk geht in dieser Zeit verloren. Nach der kriegsbedingten Zerstörung des Frankfurter Ateliers 1942 flieht sie mit den Söhnen zu Freunden nach Warthegau im heutigen Polen. 1945 fliehen sie erneut nach Westen über Stettin und Hamburg nach Wedel.
Nach Kriegsende lässt sich die Familie von 1946 bis 1956 in Niederstein am Rhein nieder. Ab 1946 entstehen Kontakte zur Neuen Darmstätter Sezession, an deren Ausstellungen sie immer wieder teilnimmt. Zwischen 1951 und 1953 unternimmt sie Reisen nach Spanien und Paris. Ihr Nachkriegswerk findet besonders in den USA Anklang. Sie macht eine Webereiausbildung an der Werkkunstschule Offenbach und erhält für die Kirchen in der Umgebung Darmstadts Aufträge für Bildteppiche und Paramente.
Ab 1956 zieht sie erneut nach Frankfurt am Main, da ihr Mann nach Theo Garve der Leiter der Städel-Abendschule wird. Ab 1957 leitet sie Sommerkurse in Malerei und Zeichnung auf Sylt. Doch 1958 folgt die Scheidung von Walter Hergenhahn. 1965 erhält sie mit ihrem früheren Mitschüler Georg Heck einen Studienfahrtspreis und reist in die Provence. Ende der 1960er-Jahre eröffnet Hergenhahn-Dinand eine eigene Galerie in Frankfurt. Ab 1976 gehört sie gemeinsam mit Georg Heck zu den Begründern des „Frankfurter Kreises“. Sie verbringt ihre letzten Lebensjahre in Frankfurt, wo sie 2003 verstirbt.