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Rudolf Wilhelm Heinisch

1896 Leipzig (DEU) — 1956 Berlin (DEU)

Rudolf Wilhelm Heinisch wird in Leipzig in eine sozialdemokratische Familie geboren. 1902 zieht seine Familie nach Frankfurt am Main um. Dort absolviert er eine Ausbildung zum Lithografen bei der Druckerei Kornsand & Co. Mithilfe eines Stipendiums der Stadt studiert er von 1913 bis 1916 an der Kunstgewerbeschule Frankfurt bei Franz Karl Delavilla (1884–1967).

Im Ersten Weltkrieg wird Heinisch an der französischen Front schwer verwundet – eine Verletzung der linken Hand führt zu seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst. Die Schrecken des Krieges sind Thema seiner expressionistischen Druckgrafiken. Ab 1919 arbeitet er als freischaffender Maler, Grafiker und Bühnenbildner und bezieht nach mehreren Studienreisen ein Atelier im Karmeliterkloster Frankfurt. Das nicht mehr kirchlich genutzte Anwesen ist insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg ein kreatives Zentrum für Frankfurter Künstler. Bis 1934 ist Heinisch Mitglied im Frankfurter Künstlerbund und erhält positive Rezensionen für seine Ausstellungen.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird Heinischs künstlerische Karriere abrupt unterbrochen. Nach Kriegsende schreibt er in einem Brief an die amerikanische Militärregierung: „Ich […] bevorzugte bei meinen Bildern hauptsächlich proletarische und soziale Themen und kam dadurch auf die schwarze Liste der NSDAP.“ Seine Werke werden in der nationalsozialistischen Femeausstellung „Entartete Kunst“ in der Sektion „Künstlerisch gut, jedoch verdorbene Gesinnung, verjudet“ gezeigt. Ein von Heinisch gemaltes Porträt seines Freundes, des Komponisten Paul Hindemith (1895–1963) aus dem Jahr 1931 wird aus dem Frankfurter Städelmuseum entfernt, auf der Femeausstellung gezeigt und mit anderen Bildern Heinischs vernichtet.

Für Heinisch wird die Lage danach zunehmend prekär. Ohne künstlerische Perspektive zieht er nach Berlin, wo er dank der Unterstützung von Karl Friedrich Brust als Pressezeichner beim Ullstein-Verlag arbeiten kann. In einer Zeit, in der das Regime den Einfluss der Kirche zunehmend schmälern will, tritt Heinisch zusammen mit seiner Frau der katholischen Kirche bei und setzt damit wie viele Intellektuelle und Künstler ein Zeichen moralischer Opposition. Er schließt sich zudem dem Kreis um den Widerstandskämpfer Theodor Haubach (1896–1945) an, der später von den Nationalsozialisten hingerichtet wird.

Bei der Wiederaufnahme der Malerei nach dem zweiten Weltkrieg gelingt es Heinisch nicht mehr, an beginnende Erfolge seiner früheren Frankfurter Jahre anzuknüpfen.

Werke des Künstlers

Porträt Paul Hindemith mit Bratsche I | 1952
Öl auf Hartfaserplatte
99,5 x 118,7 cm
(Foto: Hubert Auer © Rudolf Heinisch )
Sitzende Frau am Fenster | o.D.
Gouache auf Papier
77 x 50 cm
(Foto: Hubert Auer © Rudolf Heinisch )
Porträt Erika Heinisch | 1935
Öl auf Leinwand
83 x 58 cm
(Foto: Hubert Auer © Rudolf Heinisch )
Spiegelkabinett | 1928
Öl auf Leinwand
110,5 x 62,5 cm
(Foto: Hubert Auer © Rudolf Heinisch )

Weitere Künstler

Notations Italie | um 1918/19
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1885 - 1969
Stillleben mit Calla und Agaven | 1923
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Lis Bertram-Ehmsen
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