1923 bis 1927 besucht Horst Strempel die Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau bei Otto Müller und Oskar Moll.1927 studiert er in Berlin bei Karl Hofer.
Nachdem sein umstrittenes Gemälde „Selig sind die geistig Armen“ 1932 von der Großen Berliner Kunstausstellung entfernt und seine Bilder als entartet verfemt werden, emigriert er 1933 nach Paris. Seine wichtigste Arbeit in Frankreich sind Karikaturen für Zeitungen. Nach dem Einmarsch Deutscher Truppen in Paris wird er von der Gestapo verhaftet und in verschiedene Internierungs- Lager gebracht. 1941 wird er zwangsrekrutiert und muss Kriegsdienst in einer Strafkompanie verrichten. 1945 kehrt er nach Berlin zurück. Seine Werke zeugen von künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Wideraufbau. In diversen Künstlerorganisationen, wie der Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Künstler oder Berliner Kulturkollektiv spielt er eine wichtige Rolle. Er ist Mitglied der Kommission für bildende Kunst beim Kulturbund, ab 1948 ist er im Vorstand des Schutzverbandes des FDGB.
1949 wird er Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Nach und nach entbrennt die Formalismus-Realismus Debatte in Ostdeutschland. Die bildende Kunst in der sozialistischen Gesellschaft, die neu gebildet werden sollte, sollte realistisch, traditionell, gegenständlich sein. Horst Strempels Stil ist in der DDR immer mehr umstritten, eine sachliche Debatte wird durch Polemik ersetzt. Von politischer Seite wird er massiv kritisiert und verfolgt. Seine Lehrmethoden widersprächen dem russischen System. Ihm wird vorgeworfen, dass er sich politisch nicht eindeutig situiere. Sein Wandbild im Bahnhof Friedrichstraße wird infolge der Zensur entfernt. 1953 flieht er aus der DDR nach Westdeutschland. Hier kann er nicht mehr die Bedeutung erlangen, die er in den ersten Nachkriegsjahren erreicht hatte.Mit dem Triptychon „Nacht über Deutschland“ (WVZ 170) versucht er die Vergangenheit zu bewältigen, die von Faschismus, Krieg, Verfolgung und Haft geprägt war. Das Bild wird als kompromisslose Abrechnung mit dem Faschismus interpretiert und ist ein Paradebeispiel der geistigen Situation nach 1945.
Daneben entsteht ein Zyklus „Pogrom“ betitelt, in dem auf neun Tafeln einzelne Szenen von „Nacht über Deutschland“ in verschiedenen Variationen getrennt dargestellt werden. Anders als das Triptychon wurde der Zyklus allein den Opfern des Faschismus gewidmet.
Literatur:
Saure, Gabriele: Nacht über Deutschland. Horst Strempel, Leben und Werk von 1904 – 1975, Argument-Verlag, Hamburg 1992, S. 82, 83.
Damus, Martin: Malerei der DDR. Funktionen der bildenden Kunst im Realen Sozialismus.
Rowohlts Enzyklopädie, Reinbeck bei Hamburg 1991; S. 27
Ausstellungskatalog Badischer Kunstverein: Horst Strempel in Widerstand statt Anpassung. Deutsche Kunst im Widerstand gegen den Faschismus 1933-1945. Elefanten Press Verlag, Berlin(West) 1980.