Ihre Ausbildung beginnt die 18-jährige Frankfurterin Carla Brill 1924 in der Vorklasse der damaligen Kunstgewerbeschule in Frankfurt, die später mit der Städelschule vereint wurde. Nach dem Besuch der Klasse für Freie Malerei beim eher konservativen Johann Vinzenz Cissarz, in der sie auch den späteren Beckmann-Schüler Georg Heck kennenlernt, wird Brill 1927 in die Meisterklasse von Max Beckmann aufgenommen, die sie aber nach nur einem Jahr wieder verlässt. Aus dieser Zeit bleiben ihr die Freundschaften mit ihren Kommiliton:innen auch über Ihre Ausbildung hinaus erhalten. 1970/71 schafft Brill eine Porträtbüste ihres ehemaligen Kollegen Georg Heck.
Sie wechselt 1928 zu den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin, um dort ihr Malereistudium bei Karl Hofer, Emil Orlik und Hans Meid fortzusetzen. Ab 1932 wendet sie sich der Bildhauerei zu und studiert für ein Jahr bei Edwin Scharff und Wilhelm Gerstel, dessen Meisterschülerin sie zwischen 1939 und 1941 wird. Parallel wird die bis dahin bestehende Meisterklasse Beckmanns aufgelöst und ehemalige Kommiliton:innen aus dem öffentlichen Kunstbetrieb ausgeschlossen.
Brill schafft in dieser Zeit vor allem Porträts und Akte. Durch den Einsatz ihres Lehrers Gerstel erhält sie für ihre bildhauerische Arbeit 1942/43 den prestigeträchtigen Rompreis, der ihr einen Studienaufenthalt an der Villa Massimo in der italienischen Hauptstadt während des Jahres 1944 ermöglicht. Während ihrer Abwesenheit geschieht in Berlin das, was viele Künstler:innen in dieser Zeit fürchten: Ihr Atelier wird bei den Bombenangriffen zerstört und fast ihr gesamtes bisheriges Werk geht verloren. Eine Akte aus dem Bestand des „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ beinhaltet Unterlagen zur Unterstützung aus der Spende „Künstlerdank“ aufgrund ihres zerstörten Ateliers.
Nach dem Krieg lebt sie in Biberach an der Riß und in Bonn, wo sie als freischaffende Künstlerin arbeitet. 1952 kehrt sie nach Frankfurt zurück. Dort ist sie zunächst am Frankfurter Theater als Bühnenbildnerin und Kostümbildnerin tätig und stellt ihre andere künstlerische Arbeit ein. Erst in den 1970er-Jahren kann ihr Freundeskreis sie überzeugen, diese wieder aufzunehmen. Nach ihrer Pensionierung erschafft sie wieder ein umfangreiches Werk, das Malerei, Zeichnung und Bildhauerei beinhaltet.
Im Gegensatz zu Beckmann und anderen seiner Schüler:innen wird Carla Brill nie direkt vom öffentlichen Kunstbetrieb ausgeschlossen. Vor, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus kann sie sich 1928, 1942 und 1954 an Ausstellungen im Frankfurter Kunstverein beteiligen. Von 1941 bis 1943 nimmt sie weiterhin an Ausstellungen der Preußischen Akademie Berlin teil und erhält 1944 schließlich den prestigeträchtigen Rompreis.
Nach dem Krieg kann sie im Jahr 1946 Werke im Rahmen der Hessischen Sezession Kassel ausstellen, ist Teil der Ausstellungen „W. Gerstel und seine Schüler“ von 1955 in Karlsruhe und „Max Beckmanns Frankfurter Schüler“ von 1980 in der Kommunalen Galerie Frankfurt. Als Mitglied im Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Frankfurt e.V. und der Frankfurter Künstlergesellschaft wird sie auch in verschiedenen Einzelausstellungen gezeigt, so 1981 bei der Allianz-Versicherung, Frankfurt, 1982 in der Galerie der Dresdner Bank, Frankfurt und 1984 bei der Dresdner Bank in Darmstadt.
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