Alfred Aberdam wird 1894 in eine wohlhabende polnisch-jüdische Familie in Lwiw, dem damaligen Lemberg in Galizien, einem Teil des österreichisch-ungarischen Reichs geboren. 1913 tritt er in die Zeichenklasse der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München ein, wird jedoch ein Jahr später bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Soldat eingezogen. Schon zu Beginn des Krieges wird er verletzt und gerät in russische Gefangenschaft, die er in einem Lager in Sibirien verbringt. Nach Aufenthalten in Leningrad, Wien und Lwiw setzt er sein Studium von 1920 bis 1922 an der Kunstakademie in Krakau fort. Weitere Stationen sind München und Berlin bis er ab 1924 erst überwiegend und dann dauerhaft in Paris lebt.
Nach der Teilnahme an früheren Gruppenausstellungen im Jüdischen Gemeindezentrum in Warschau im April 1922 und im Oktober 1922 an einer vom Kreis jüdischer Kunstliebhaber organisierten Ausstellung in Lwiw gelingt ihm auch in Paris der Schritt in die Öffentlichkeit. In einer viel beachteten Ausstellung zeigt die Pariser Galerie Au Sacre du Printemps Ende 1925 Bilder von Aberdam und drei weiteren aus Galizien stammenden Malern, Léon Weissberg, Sigmund Menkès und Joachim Weingart. Künstlerisch sind diese vier Maler – sie nennen sich selbst Groupe des Quatre – zu dieser Zeit der expressionistischen Stilrichtung innerhalb der so genannten École de Paris zuzurechnen. Es folgen Einzelausstellungen 1929 in der Pariser Galerie Granoff und 1932 im Lemberger Museum für Kunsthandwerk. Im Jahr 1933 wird er Mitglied der Warschauer Künstlervereinigung Plastycy Nowocześni (dt. Moderne Künstler). Zwei Jahre später, 1935, nimmt er wieder an einer Gruppenausstellung polnischer Maler in der Pariser Galerie des Beaux-Arts teil.
Die Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Besetzung von Paris durch die deutsche Wehrmacht vom Juni 1940 bis Oktober 1944 überlebt Alfred Aberdam in Paris mit Hilfe einer polnischen Pianistin, Anna Radlinska, die ihn in ihrer Wohnung versteckt. Unmittelbar nach der Befreiung von Paris und mit der Unterstützung von unter anderen Marc Chagall engagiert sich Aberdam für den Wiederaufbau der Jüdischen Künstlergemeinschaft von Paris, deren erster Generalsekretär er wird.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs malt Aberdam vor allem Genreszenen in einem visionären und romantisierenden und zugleich fantastischen, grotesken Stil. Dabei werden die Inspiration durch und sein Interesse an der französischen und italienischen Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts sichtbar, insbesondere an Künstlern wie Antoine Watteau und Alessandro Magnasco.
Bevor Alfred Aberdam am 3. Dezember 1963 in Paris stirbt, wird ihm in mehreren Ausstellungen noch eine gewisse Aufmerksamkeit zuteil: 1949 in der Galerie des Beaux-Arts in Paris und eine Ausstellung in Tel Aviv, 1952 im Jerusalemer Bezalel-Museum, das im heutigen Israel-Museum (Nationalmuseum) aufging, sowie im Stadtmuseum von Haifa, 1961 in der Londoner Molton Gallery und 1962 abermals in Tel Aviv. Auch posthum werden ihm weitere Einzelausstellungen gewidmet: 1970 im Tel Aviv Museum of Art und im Genfer Musée du Petit Palais und 1990 in der Pariser Galerie Abel Rambert. Aberdams Selbstverortung in jüdischem Künstlermilieu spiegelt sich dabei vor allem in den zahlreichen Ausstellungen in Israel.
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