Julie Wolfthorn wird als fünftes Kind in eine jüdische Familie in Thorn an der Weichsel, damals in Westpreußen, geboren. Ihr Vater verstirbt kurz vor ihrer Geburt und die Mutter stirbt, als Wolfthorn sechs Jahre alt ist. Sie kommt daraufhin mit ihren Schwestern zu ihrer Großmutter, die mit ihnen 1883 nach Berlin zieht. Um 1890 beginnt Wolfthorn dort ihre künstlerische Ausbildung mit Studien der Malerei und Grafik, wohl in der Malschule des „Vereins der Berliner Künstlerinnen und Kunstfreundinnen“. Anfang der 1890er-Jahre geht Wolfthorn für einen Studienaufenthalt nach Paris, wo sie an der Académie Colarossi studiert. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin besucht sie ab 1895 die Mal- und Zeichenschule für Damen von Curt Herrmann. In den folgenden Jahren beteiligt sich Wolfthorn bis 1904 an den Jahresausstellungen im Glaspalast in München. Im Sommer 1897 besucht sie die Künstlerkolonie in Worpswede und wird ab etwa 1898 Mitglied im „Verein der Berliner Künstlerinnen und Kunstfreundinnen“. Wolfthorn gehört im Mai 1898 zu den Gründungsmitgliedern der „Berliner Sezession“, aus der sie jedoch wieder austritt, weil sie sich benachteiligt fühlt. Trotzdem nimmt sie noch bis 1917 an den Ausstellungen der Sezession teil.
In dieser Zeit fügt sie ihrem Nachnamen den ihres Geburtsortes Thorn hinzu, um sich von den vielen anderen Künstlern gleichen Nachnamens zu unterscheiden. Dem in Weimar 1903 gegründeten „Deutschen Künstlerbund“ tritt sie im Gründungsjahr bei. Der zeitgenössische Kunstbetrieb steht Künstlerinnen noch verhalten und sogar ablehnend gegenüber. Daher gründet Wolfthorn 1905 unter anderem zusammen mit Käthe Kollwitz und Sabine Lepsius die Ausstellungsgemeinschaft „Verbindung Bildender Künstlerinnen Berlin – München“, die ihre Werke mehrmals in der Galerie Fritz Gurlitt in Berlin zeigt. Anfang der 1930er-Jahre ist sie noch an vielen Ausstellungen beteiligt, bevor sie nach der Machtübernahme 1933 aus der „Reichskammer der bildenden Künste“ und der „Berliner Sezession“ ausgeschlossen wird. Sie erhält damit Ausstellungsverbot und ab 1939 Berufsverbot. Im Rahmen des „Kulturbundes Deutscher Juden“ kann sie zunächst weiter arbeiten und ausstellen, bis dieser 1941 verboten wird und die Mitarbeiter verhaftet werden. Im Oktober 1942 wird Julie Wolfthorn mit ihrer Schwester Luise nach Theresienstadt deportiert, wo sie im Dezember 1944 stirbt.
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