Mit knapp 15 Jahren wird Sabine (Geigen-) Schülerin der Hochschule für Musik. Dass sie als Frau nicht zur Kompositionsklasse zugelassen wird, zerstört all ihre Zukunftspläne und verletzt sie zutiefst.
Nun beginnt sie, ihrer malerischen Begabung nachzugehen. Nach ersten Studien bei ihrem Vater, dem Historiker und Porträtmaler Gustav Graef, erhält sie zunächst Unterricht im Schülerinnen-Atelier des Berliner Realisten Carl Gussow. Während eines Studienaufenthaltes in Rom, trifft sie den Maler Reinhold Lepsius, den sie 1892 heirateten sollte. 1890-1891 geht die Künstlerin nach Paris. Sie studiert an der Académie Julian bei Wilhelm Lefèbre und Benjamin Constant.
Sabine Lepsius macht sich auf dem Gebiet der Portraitmalerei bald einen Namen.
Sabine und Reinhold Lepsius ziehen demnächst nach Berlin, und gehören 1898 zu den 65 Gründungsmitgliedern der Berliner Secession, an deren Ausstellungen sie bis 1913 regelmäßig teilnehmen. Ihr Haus wird ein Zentrum der „inneren Geselligkeit“, ein Fixpunkt für das reiche geistige und künstlerische Leben im Berlin der Jahrhundertwende. Hier treffen sich Geistesgrößen wie der Soziologe Georg Simmel, der Philosoph Wilhelm Dilthey, der Architekt des Jugendstils August Endell und der Lyriker Rainer Maria Rilke.
Durch die finanziell schwierigen Zeiten nach dem Krieg entfremdet sich das Künstlerpaar Sabine und Reinhold. Der Sohn verfällt der Militärbegeisterung des Vaters und kommt im Krieg um. Reinhold wird gemütskrank und stirbt 1922. Die weiteren Lebensjahre Sabines sind gefüllt mit Arbeit, Reisen und Musik.
Literatur:
Annette Dorgerloh, Das Künstlerehepaar Lepsius. Zur Berliner Porträtmalerei um 1900, Berlin, Akademie, 2003
Monica Lepsius-Berenberg (Hrsg.), Sabine Lepsius, Ein Berliner Künstlerleben um die Jahrhundertwende. Erinnerungen., München, Gotthold Müller Verlag, 1972
Annette Dorgerloh, Konvention und Kreativität. Reinhold und Sabine Lepsius und die Berliner Porträtmalerei um 1900 (Dissertation, Humboldt-Universität), Berlin 1994